Üble Superzellenlinie, Alpenvorland, Bayern, 26. Mai 2009

 

An diesem Tag ging es übel zu Sache. In einer lebhaften Südwestströmung, gelangte mit latenter Energie vollgepumpte Luft nach Deutschland. Gleichzeitig drängten vom Atlantik mit hohen Tempo kühlere Luftmassen nach Mitteleuropa voran. Vor der Kaltfront bildeten sich mehrere Randwellen aus, die mit der Südwestströmung wanderten. An diesen Wellen gibt es Zonen mit starken zusammenfließen von Luft. So genannte Konvergenzen. Süddeutschland lag am Nachmittag zwischen zwei solcher Randwellen, was dafür sorgt, dass hier Luft absinkt. So löst es nicht vorzeitig aus und die Sonne heizt zusätzlich noch schön ein.

Zum Abend hin kam dann von der Schweiz ein kleines Bodentief reingezogen. An der Konvergenz was dieses Tief jetzt durchs Alpenvorland scheuchte, polterte vom Bodensee her eine massive Linie nach Nordosten los. An ihr waren drei Superzellen eingelagert, die sich nacheinander die Herrschaft im System Richtung Südostende übergaben. Die erste Superzelle war vom Bodensee bis Memmingen aktiv. Die nächste von Memmingen bis Augsburg. Und die letzte von Kempten bis Landshut.

 

 

Ich stationierte mich bei Landsberg um die Südkante der Gewitterlinie zu entfangen. Dort konnte ich den massiven Eisschirm des anziehenden Monsters sehen. Als die Basis zu näher kam, schrillten bei mir die Alarmglocken. An der Südkante der Linie zeigten sich mir in der Ferne Formationen, die nach Superzelle ausschauten. Ich will diese Stelle der Linie chasen und brachte mich östlich von Kaufering in Stellung.

 

 

 

 

Geschafft! Über weite Teile des Himmels erstreckte sich eine weiträumige und scharf gezeichnete Aufwindbasis, wie ich sie bisher noch nie gesehen habe. Deutlich Rotation war vor dem Niederschlag an den Wolken auszumachen. Aber eigentlich rotierte das ganze Monster über mir. Nur die Ausmaße der Rotation ist zu groß für das menschliche Auge. Erst auf dem Zeitraffer vom Eric und Julian (Link am Ende des Berichts zu finden) den sie von Mering aus gemacht haben, kann man die ganze Dynamik sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem ich einen leichten Outflow spürte, versuchte ich noch vor der Linie zu bleiben. Doch die hohe Zuggeschwindigkeit und heftige Sturmböen machten eine Weiterfahrt unmöglich. Bei Kaltenberg im Landkreis Landsberg stellte ich mich auf ein freies Feld um dem Weltuntergang zu genießen. An der Südostseite der Superzelle konnte ich immer noch massive Aufwindstrukturen sehen. Die Nordwestseite dagege war mehr von Outflow-Bewölkung dominiert. Hier ging zu der Zeit auch ein heftiges Unwetter mit 3 cm Hagel nieder. Das meiste kotzte sich hier aus, was mit der Superzelle gehoben wurde, verfrachtet durch Höhenwinde. Aber auch an meinen Standort ging es übelst zur Sache. Es ist fast Nacht geworden. Am Himmel stehen tiefschwarze felsige Wolken, die vom Niederschlagskern aufgefressen werden. Schwere Sturmböen peitschen Staubstürme und erste Regenschwaden übers Land. Dazu Blitze im Sekundentakt.

 

 

 

 

 

 

Unglaublich wie diese konturlose Finsternis über mich hereinbricht!

 

 

 

Jetzt war es nur noch finster. Wassermassen und einzelne Hagelkörner peitschten nur noch so durch! Die Sich ging fast auf Null runter. Purer White-Out!

 

 

 

Kurze Zeit später war das schlimmste durch. Über mir brannte am Eisschirm unter den viele Stratuswolken ein wahres Feuerwerk ab. Dazu war um mich rum alles in ein grünes Licht getaucht und weiterhin wehte ein starker Wind!

 

 

 

 

Nach dem Sturm schaute ich mich noch nach Schäden um. Ein paar km nördlich zu meinen Standort wurde ich dann in Mering fündig. Dort sah es vielleicht aus: Große Äste lagen am Boden, überall Hagelansammlungen, Keller und Unterführungen waren vollgelaufen. Die Katastrophen-Serien hallte im Hintergrund.

 

 

 

 

 

Diese Gewitterfront hat schlimm gewütet. In einigen Landkreisen wurden 100 Prozent der Ernte zerstört. Die Kombination aus Hagel und Orkanböen ist für Feldplatzen eine tödliche Mischung. Aber darüber dürfen wir nie vergessen, das ohne den vielen Regen der Gewitterfronten hier viel Wasser fehlen würde. Also keine reiche Ernten ohne künstliche Bewässerung oder Trinkwasser im Überfluss!

 

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